Rudolph-Cleff, Annette

Resiliente Städte?, Vortrag am 17.11.2021

mehr zur Person

Die Herausforderung:

Resilienz als Ansatz in Architektur und Stadtplanung

Aus der Diskussion:

Resilienz ist seit einigen Jahren ein neues Paradigma für die Stadtentwicklung. Es meint mehr als Risikominimierung, ist vielmehr als ein vorausschauender Ansatz zu verstehen, der Städte im Umgang mit Risiken und Unsicherheiten anleitet. Die zunehmende Verwundbarkeit von Städten, nicht zuletzt auch durch den Klimawandel, wird gegenwärtig verstärkt diskutiert und als Herausforderung gesehen. Wassersensitive Stadtgestaltung ist dabei ein zentrales Thema, das zugleich die Dringlichkeit vorausschauenden, vorsorgenden Handelns vor Augen führt. Stehen doch 90 Prozent aller Naturkatastrophen in Zusammenhang mit Wasser. Beispiele für wegweisende stadtplanerische Strategien sind etwa „The Big-U“ in New York City nach dem Hurrikan Sandy 2012, die Water Plaza in Rotterdam oder das Copenhagen Strategic Flood Management (2013). Zwei Forschungsprojekte an der TU Darmstadt zeigen die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die notwendig ist, um innovative Technologien in unsere Stadt- und Lebenswelten zu integrieren und damit einen Mehrwert für die Menschen vor Ort zu schaffen: Mit dem Wasserressourcen-Managementsystem in Mannheim (dbu Deutsche Bundesstiftung Umwelt) und dem im Bau befindlichen Forschungslabor für das LOEWE-Zentrum emergenCity und seinem digitalen Pendant werden integrierte Lösungen vorgestellt, die ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen können. Die Beispiele verdeutlichen zugleich eine zentrale Herausforderung nachhaltiger Stadtplanung: die Partizipation der Bürger, ohne die Stadtplanung nicht gelingen und eine klimaresistente Nachbarschaft nicht erzielt werden kann.

Perspektiven:

Im Fachbereich Architektur der TU Darmstadt ist das Thema in Forschung und Lehre seit einigen Jahren in vielfältiger Weise präsent. Die städtische Resilienz zu stärken, ist freilich ein Prozess, der immer neu initiiert werden muss. Dieser Prozess bedarf auch der Gestaltung, denn es gilt innovative Technologien und naturbasierte Lösungen zu integrieren. In Szenarien können städtische Entwicklungen erkundet werden, und in vorausschauenden Bildern werden städtische Ziele erst diskussionsfähig. Es geht nicht um die spezialisierte Ingenieursleistung, sondern um neue urbane Lebensräume mit hoher Lebensqualität. Diese Gestaltung ist nicht der geringste Beitrag der Architektur und Stadtplanung. Bei aller Notwendigkeit (längst etablierter und praktizierter) interdisziplinärer Kooperation fehlt es an Raum und Zeit für Grundlagenforschung und an Vertrauen in Zukunft.