Bruder, Ralph

Arbeitswissenschaft, Vortrag am 27.11.2013

Mehr zur Person

Die Herausforderung:

Laut politischem Konsens soll es in Deutschland nicht nur Arbeitsplätze sondern vor allem „gute Arbeit“ geben. Aber kann es dann sein, dass Arbeitsforschung die Technikentwicklung nur begleitet und gegebenenfalls Anpassungsmaßnahmen vorschlägt, oder müsste sie nicht eigenständig die Rahmenbedingungen für gute Arbeit erforschen, an der sich die Entwicklung neuer Technologien oder „Industrie 4.0“ orientiert?

Aus der Diskussion:

Die Forderung nach einer eigenständigen Arbeitsforschung wurde kürzlich in den Eschborner Thesen zur Arbeitsforschung formuliert. Arbeit ist sinnstiftend und soll daher gute Arbeit sei, aber dieser Begriff hat viele Bedeutungen – gute Arbeit wird fair entlohnt, sie ist ergonomisch einwandfrei, sie findet das richtige Gleichgewicht zwischen Eigenverantwortung und Arbeitgeberverantwortung . Während sich für gewisse körperliche Belastungen allgemeine Grenzwerte angeben lassen, gibt es Aspekte der Zumutbarkeit, die das Individuum in seinem gesellschaftlichen Zusammenhang betreffen. Aber auch in der These, Arbeit sei sinnstiftend, stecken Vorannahmen, die hinterfragt werden müssen: Bedeutet größere Produktivität ein besseres Leben? Warum soll es eigentlich nicht gut sein, wenn der Mensch nicht arbeiten müsste, um seinen bloßen Lebenserhalt zu sichern?

Perspektiven:

Wie kann auch eine interdisziplinäre Arbeitsforschung diesen Fragen in ihrer Breite und Tiefe nachgehen – und andererseits die vom Betriebsverfassungsgesetz geforderte Orientierung bieten? Hier ist Neugier entstanden auch in Bezug auf die Geschichte der Arbeitsforschung. Für den Arbeitswissenschaftler Ralph Bruder besteht eine ganz andersartige Perspektive darin, Verantwortung zu übernehmen für Fragen der Arbeit und der Arbeitsplätze beispielsweise an der TU Darmstadt.