Datum: 5. Juni 2019 | 18:00 Uhr
Raum: Theater im Pädagog | Pädagogstraße 5 | www.paedagogtheater.de
Moderation: Prof. Sophie Loidolt (FB 2) und Prof. Hermann Winner (FB 16)
Die Einladung
Das frühere Selbstverständnis, dass mit dem Gang nach draußen eine Sichtbarkeit für andere Personen („Sehen und gesehen werden“) gegeben ist, einschließlich der Nachvollziehbarkeit der Bewegung, wandelt sich gerade in städtischer Umgebung zu einem Anspruch, in anonymer Privatheit unterwegs sein zu dürfen. Das Vorhandensein von Datenschutzgesetzen suggeriert, diesen Anspruch zu unterstützen. Fotos oder Videoaufzeichnungen für persönliche oder wissenschaftliche Nutzung lösen trotz Rechtmäßigkeit oftmals Widerstand aus. Selbst bei einer öffentlichen Demonstration wird auf Privatheit gepocht, wenn eine Fernsehkamera eine einzelne Person als Teilnehmer zeigt.
So verschwimmen und verschwinden die Grenzen und Bedeutungsunterschiede zwischen „privat“ und „öffentlich“ zunehmend. Konsum- und Sozialverhalten, ehemalige Anonymität im öffentlichen Raum: beinahe alles wird sichtbar und zum Datensatz, und das oft unbemerkt – durch „tracking“, „monitoring“, „data aggregation“ und „data analysis“. Doch selbst erwünschte Visibilität ist noch nicht Öffentlichkeit in einem qualifizierten Sinn, wo wohlinformierte Urteile gefällt werden können. Das zeigen Echokammern und Filterblasen im Netz, die zunehmend unser politisches und gesellschaftliches Leben beeinflussen. Insofern wird der digitale Strukturwandel als eine Bedrohung sowohl für die private wie auch die öffentliche Sphäre wahrgenommen. Dies drückt sich heute vielfach in Kämpfen um die Verfügungsmacht von Daten aus, sei es, um die öffentliche Sphäre vor Datenkommerzialisierung und Manipulation zu bewahren, sei es, um die Privatsphäre gegen Überwachung und Datenmissbrauch zu schützen.
Was ist die Aufgabe der Wissenschaften in diesem gesellschaftlichen Umbruch des digitalen Zeitalters? Gehen wir auf eine Transparenz- und Kontrollgesellschaft im Namen des technologischen Fortschritts zu? Sind rechtliche Regelungen die richtige Handhabe oder kreieren sie neue Probleme? Gibt es technische Lösungen für die genannten Probleme? Oder sind digitale Technologien unweigerlich in die Dynamik von Sichtbar- und Verfügbarmachung von Daten und damit in die Auflösung der Grenzen von privater und öffentlicher Sphäre verstrickt?
Der Raum
Der zweite der FiF-Denkräume fand im Theaterkeller des Pädagog statt. Das Interesse am informellen Austausch von Forschern der TU Interesse war groß. Um diesen zu erleichtern, wurden die Teilnehmer in drei Kleingruppen aufgeteilt, die jeweils zu einem Teilbereich Ideen, Anregungen und Erkenntnisse zusammentrugen und im Anschluss der gesamten Gruppe präsentierten. So hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, Wissenschaftler aus anderen Fachgebieten kennenzulernen und neue Impulse für bestehende Projekte bzw. zukünftige Kooperationen zu erhalten.