FiF DenkRäume 1.18

Energiewende: Ja bitte, aber nicht mit mir!

Datum: 6. Juni 2018 | 18:00 Uhr

Raum: LT10 | Rheinstraße 99.4| www.lt10.de

Moderation: Markus Lederer (FB 2) und Hermann Winner (FB 16)

Die Einladung

FiF DenkRaum 1.18 im LT10, Rheinstraße 99.4
FiF DenkRaum 1.18 im LT10, Rheinstraße 99.4

Die Idee der Energiewende und der politisch gewollte Wechsel zu erneuerbare Energien hat in der deutschen Gesellschaft einen sehr großen Rückhalt. Die praktische Umsetzung dieser Wende stößt dagegen oft auf Widerstand, und viele direkt betroffene Bürgerinnen und Bürger zeigen eine nur geringe Bereitschaft, sich für dieses Ziel zu engagieren oder persönlich kurzfristige Kosten zu akzeptieren. Lässt sich unter diesen Umständen das Ziel einer kompletten Transformation unseres Energiesystems überhaupt erreichen? Was wird für den Erfolg benötigt? Wie können wir die Akzeptanz solch tiefgreifender und langfristiger Projekte erhöhen?
Um diese Fragen zu diskutieren und evtl. neue Impulse für zukünftige Forschungsaktivitäten zu generieren, wurden 10 Forscherinnen und Forscher zum Diskurs eingeladen. Darüber hinaus konnten sich weitere 10 Interessierte für die Teilnahme anmelden. Vorbereitet und moderiert wurde die Veranstaltung von zwei FiF-Fellows, Markus Lederer (FB 02) und Hermann Winner (FB 16).

Der Raum

Der Auftakt der FiF-DenkRäume fand im LT10 in der Rheinstraße statt. Damit reihte sich ein neues Format in die Veranstaltungsformate des FiF ein, dessen Ziel es ist, im Rahmen eines informellen Aufeinandertreffens Forscherinnen und Forscher, die bereits in einem Forschungsgebiet aktiv sind, und Forscherinnen und Forscher, die an diesem Gebiet interessiert sind, zusammenzubringen. Im Rahmen dieses experimentellen Formates sollen Diskussionen angeregt und Impulse für bestehende Projekte oder zukünftige Kooperationen generiert werden. Die Möglichkeit zu einem informellen Austausch über die Herausforderungen und Perspektiven zum Thema Energiewende wurde von Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Fachbereiche der TU Darmstadt wahrgenommen.

Eine Idee

Abseits des gewöhnlichen Umfeldes und außerhalb des konventionellen akademischen Betriebs ließ der Raum durch das experimentelle, offene Format die Thematik in ganzer Breite sichtbar werden. Dabei wurden aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven durchaus auch Kontroversen offenkundig und mehrdimensionale Handlungsnotwendigkeiten herausgestellt.

Diskutiert wurde u.a. über technische Realisierungsformen der Energiewende, über nichttechnische Einflussfaktoren, über gesellschaftliche Akzeptanz in Verbindung mit der Rolle politischer Entscheidungsprozesse sowie über die Notwendigkeit und die Gründe für eine Energiewende.

Einer Stichwortsammlung aller Teilnehmer zum Thema, die in die Bereiche Wissen, Probleme, Lösungen und Forschung sortiert wurde, folgte eine von den FiF-Fellows Lederer und Winner moderierte, offene Diskussion. Das sich anschließende gemeinsame Abendessen bot Gelegenheit, die begonnenen Gespräche weiterzuführen.

Im Bereich des Wissens wurde insbesondere die Frage diskutiert, welche Bedingungen für eine Energiewende notwendig sind und ob überhaupt ein Konsens zu diesem Thema innerhalb der Wissenschaft möglich ist. Vor allem zu letzterem wurden sehr unterschiedliche Standpunkte vertreten. Weiterhin wurde die Frage erörtert, wie das Wissen um menschliche Verhaltensweisen (Rationalismus/Egoismus) in politisches Handeln umgesetzt und insbesondere auch eingefordert werden kann.

Als problematisch wurden auf der globalen Ebenen die Komplexität des Themas, der Mangel an Denken in komplexen Zusammenhängen und die begrenzten Möglichkeiten des Handelns von Einzelnen eingestuft. Auch in technischer Hinsicht bleiben oftmals aufgrund physikalischer oder technischer Nicht-Machbarkeit Problemlösungen aus. Auf der individuellen Ebene wurde ein dauerhafter Konflikt zwischen Partizipation und Akzeptanz festgehalten. Bisherige Anreizstrukturen, die zu Verhaltensänderungen hätten führen sollen, sind bisweilen nicht wirksam gesetzt worden. Insbesondere die fehlenden Maßnahmen in der Politik und dessen Verantwortung wurden beleuchtet.

Zur Sprache kamen auch Lösungsansätze. Hier wurden Chancen insbesondere in der Veränderung des individuellen Handelns gesehen. So könnte eine Partizipation von Anfang an Anreize zur Stärkung individueller Handlungen schaffen. Die langfristige und vorausschauende Generierung von Akzeptabilitätsnormen könnte gesellschaftliche Umgewichtungen und Verhaltensänderungen auslösen. Ein lernfähiges politisches System und Anreize, die über den Markt gesetzt werden, könnten nicht-technische Lösungsansätze unterstützen und das Verantwortungsgefühl des Kollektivs betonen.

Abschließend ging es um die Frage, wo zukünftige Forschungsfelder gesehen werden. Auch hier wurden insbesondere zwei Ebenen angesprochen. Auf der individuellen Ebene wurde Forschungsbedarf im Rahmen der Akzeptanzforschung gesehen. So z.B. zur Frage, wann und warum sich Widerstände entwickeln oder Anreize angenommen werden. Auf der globalen Ebene besteht Bedarf an langfristig angelegten Forschungsvorhaben, die zum Ziel haben, ihre Ergebnisse in politisches Handeln umzusetzen. Forschungsbedarf besteht schließlich auch bei global akzeptierten Innovationen, die in den ersten Schritten forciert werden könnten, und der Frage, wie man von gewohnten Pfaden abkehren könnte.

Grundsätzlich ist die Wissenschaft aufgerufen, „Grenzen zu verschieben“ und der Gesellschaft stärker zu vermitteln, welche Vorstellungen als wissenschaftlich belegter „Unsinn“ einzuordnen sind.

Impressionen