Loidolt, Sophie; Schmidt, Philipp

Philosophie | Können Maschinen Partner sein? | Vortrag am 06.12.2023

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Die Herausforderung

Die philosophische Frage, ob Maschinen Partner sein können, stellt sich mit Dringlichkeit derzeit vor allem in der praktischen Anwendung in den Ingenieurswissenschaften. Seit jeher verwendet der Mensch Werkzeuge, um mit ihnen – als Instrumenten zur Erweiterung seiner körperlichen Fähigkeiten – seine Umwelt zu gestalten. Der bloße Gebrauch eines solchen Gerätes stellt dabei noch keine Form der Interaktion dar. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine wird indes desto unschärfer, je komplexer und autonomer die jeweilige Funktionsweise von Maschinen ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie zwischen der einfachen Verwendung einer Maschine sowie weitergehenden Interaktionsformen zu unterscheiden ist und wie letztere taxonomisch klassifiziert werden können.

Aus dem Vortrag

Die Blaupause für den Begriff der Partnerschaft sind zwischenmenschliche Lebensformen. Die in der Forschungsliteratur der Robotik häufig anzutreffende Anwendung dieses Begriffs auf Maschinen schreibt diesen menschliche Eigenschaften zu. Dabei lässt sich die Verwendung einer Vielzahl ähnlicher Begriffe für die Beschreibung von Interaktionen zwischen Mensch und Maschine beobachten. Neben Partnerschaft wird auch von Kollaborationen, Kooperationen oder Teams zwischen Mensch und Maschine gesprochen. Alle diese Begriffe haben eine soziale Konnotation. Allerdings stellt sich die Frage, ob und inwieweit Maschinen überhaupt ein entsprechender sozialer Status zugestanden werden kann oder ob es sich um einen bloß metaphorischen Sprachgebrauch handelt bzw. handeln kann.

Überdies relevant für die Problematik ist die Frage nach der Art und Weise, wie Interaktionen mit Maschinen tatsächlich erfahren werden. Hierzu ist es hilfreich, Stimmen von Experten etwa aus den Bereichen der Robotik und KI zu hören. Bei ihnen ist nicht selten eher eine Skepsis gegenüber dem Gebrauch des Begriffs der Partnerschaft zur Beschreibung der Mensch-Maschinen-Interaktion zu vernehmen, bzw. wird die Verwendung des Begriffs an bestimmte Voraussetzungen geknüpft (etwa Autonomie, Bewusstsein, Gefühle). Ein Kernproblem bleibt die Frage nach Vertrauen und Kontrolle, da eine größere Autonomie der Maschine immer mit einem Kontrollverlust des Menschen einhergeht und bei fehlendem Vertrauen schwer von Partnerschaft gesprochen werden kann. Aufgrund der Komplexität von Interaktionen zwischen Mensch und Maschine sind insofern viele verschiedene Aspekte im Lichte der gestellten Frage zu berücksichtigen.

Darüber hinaus gibt die Problematik Anlass für weitere philosophische Fragen. Aus sozialontologischer Sicht stellt sich die Frage, wie sich die „Partnerschaft“ zwischen Mensch und Maschine definieren lässt, d.h. welche notwendigen Bedingungen erfüllt sein müssen, um von Partnerschaft im Sinne einer sozialen Erfahrung zu sprechen. Um eine taxonomisch klare Einteilung zu schaffen, ist es sinnvoll, verschiedene Interaktionsformen anhand gängiger Vorstellungen und spezifischer Kriterien zu unterscheiden. So lässt sich etwa zwischen Koordination, Kollaboration, Kooperation und sozialer Partnerschaft differenzieren. Zu betrachten ist dabei der Grad an Verhaltensautonomie, zu achten ist ferner darauf, ob gemeinsames Handeln im Sinne gemeinsamer Ziele vorliegt und ob im Rahmen dieser Interaktion von Vertrauen oder vielmehr nur von (technischer) Verlässlichkeit gesprochen werden kann. Schlussendlich sind Sinngebungsprozesse der Interaktion zu betrachten, wobei zu fragen ist, ob durch diese ein neuer Sinn konstituiert werden kann, der tatsächlich auf die Aktivitäten der Maschine zurückgeht. Gemäß der vorgeschlagenen begrifflichen Taxonomie ist lediglich im Falle menschenähnlicher Akteure der Begriff der sozialen Partnerschaft tatsächlich statthaft. Eine zentrale Voraussetzung für letztere ist nämlich, dass die Interaktion zwischen bewussten Subjekten vollzogen wird.

Perspektiven

Die Frage, ob Maschinen Partner sein können, führt zu der normativen Frage, ob sie es auch sein sollen. Vor dem Hintergrund des gestellten Ziels, den Nutzen der Maschinen für den Menschen zu erhöhen, ist mit der Klassifizierung der Interaktionsformen und damit insbesondere der Identifizierung ihres jeweiligen sozialen Charakters eine begriffliche Basis gewonnen, um sich weiteren Fragen der Mensch-Maschine-Interaktion (wie steht es etwa um Sexroboter oder auch um Roboter in der Pflege?) zu widmen, die über ingenieurswissenschaftliche Perspektiven hinaus zentrale ethische Probleme adressieren.