FiF Lecture 2024 mit Frau Prof. Dr. Käte Meyer-Drawe
Zumutung statt Zensur. Zum zweischneidigen Schwert der Erfahrung.
Für die kommende FiF Lecture am 7. Mai 2024 konnte Frau Prof. Dr. Käte Meyer-Drawe gewonnen werden.
Käte Meyer-Drawe lehrte viele Jahre an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2015 ist sie ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. 2022 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Klagenfurt. Sie gilt als eine der renommiertesten Pädagoginnen, deren Arbeiten immer wieder auch die Herausforderungen menschlichen Lernens angesichts neuer Techniken und technischer Umwelten thematisieren.
Zum Vortrag
„Political correctness“ oder „Wokeness“ stehen für einen vor allem im akademischen Milieu flottierenden Moralismus. Hier wird gefordert, dass man sich nur vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen kleiden, zu Wort melden, handeln, einmischen darf. Männer dürfen nicht für Frauen sprechen, Frauen nicht für Männer, beide, falls sie weiß sind, nicht für People of Colour. Erfahrung wird dadurch als zweischneidiges Schwert kenntlich. Zum einen schließen Erfahrungen ihren Horizont mit der Berufung auf Authentizität. Zum anderen weiten sie ihr Feld, indem sie Bruchlinien öffnen, in die Neues eintreten kann.
Zweischneidigkeit meint daher beides, dass Erfahrung einerseits die Autorität des Überlieferten in Anspruch nehmen kann, andererseits aber auch den schmerzhaften Einbruch des Neuen ermöglicht. Diese Ambivalenz ist besonders wichtig für die ästhetische Bildung,welche die Kunst weder als bloßes Ornament noch als Erziehungsmittel oder nach dem Vorbild von Wissenschaften missversteht.
Das Politische an ästhetischen Erfahrungen besteht in einer Sensibilisierung für Unvereinbarkeiten und in leiblichen Einsprüchen gegen jede Form dogmatischer Verhärtungen, die keiner sprachlichen Beglaubigung bedürfen. Stillschweigende Gewissheiten werden aufgestört, unterspült und damit der Kritik zugänglich. „[…] evident ist doch, daß erst die Wahrnehmung entscheidet, und daß das Neue aller Erwartung ins Gesicht schlagen kann.“ (Edmund Husserl)
Inwiefern ästhetische Bildung mit Erschütterungen im Wahrnehmungs- und Denkkomfort zu tun hat, soll an ausgewählten Kunstwerken veranschaulicht werden.
Anmeldung
Dienstag, 7. Mai 17:15 Uhr
Lichtenberg-Haus, Dieburger Straße 241, Darmstadt
Wir bitten um Anmeldung über . eveeno
Aus organisatorischen Gründen bitten wir Sie, uns eine E-Mail zu schreiben, falls Sie nicht an der Veranstaltung teilnehmen können.