Peters, Steven
Zur Zunkunft des Automatisiertes Fahren mit Steven Peters am 25. Januar 2023.
Thema:
Automatisiertes Fahren – wie lange dauert das denn noch?
Aus Vortrag und Diskussion:
Das Thema des automatisierten resp. autonomen Fahrens ist hochaktuell. Unternehmen in verschiedenen Ländern sind an der Entwicklung der neuen Technologie beteiligt. Führend hierzulande ist aktuell Mercedes-Benz mit seinem Drive Pilot-L3 (als L3 werden Systeme beschrieben, die unter definierten Bedingungen das Fahrzeug fahren, wobei jedoch der Fahrer nach Aufforderung das Steuer wieder übernehmen muss). Mercedes gelang hiermit eine regelrechte „Mondlandung“ in der Automobilindustrie, denn das System ist das erste nach internationalen Vorgaben und in Deutschland zugelassene System dieser Art, bei dem der Hersteller die Haftung während des automatischen Fahrmodus übernimmt – anders als etwa beim IT-Giganten Waymo, der mit seinem L4-System (d.i. ein vollautomatisiertes System, mit dem unter definierten Bedingungen das Fahrzeug komplett autonom fährt) führend im Gebiet des autonomen Fahrens im Stadtverkehr zu sein scheint. Im Unterschied zu Mercedes werden diese Fahrzeuge aber ausschließlich durch das Unternehmen selbst betrieben (in ausgewählten Städten als Robo-Taxis) und nicht an Private verkauft. Indes bleiben einige offene Fragen. Vor allem technische und rechtliche Herausforderungen gilt es zu klären. Die Sensorik etwa zeigt sich bis heute noch als sehr anfällig gegenüber schlechtem Wetter. Hier verspricht sich die Wissenschaft durch eine neue Generation von Laser-basierten Verfahren (Stichwort: FMCW-Lidar) einen erheblichen Fortschritt; die Technik steckt hier freilich noch in den Kinderschuhen. Außerdem stellt sich die Frage, ob die benötigte KI jemals „gut genug“ und vertrauenswürdig sein wird. So wird eine KI z.B. nie ein menschliches „Bauchgefühl“ haben, auch wenn eine KI, heute schon in Teilaufgaben leistungsfähiger ist als Menschen, z.B. beim Finden von Objekten in Bildern. Ebenso wichtig sind Fragen der Haftung. So könnten Neuregelungen der Herstellerhaftung für verbleibende Restrisiken in gesellschaftlich vorteilhaften Nutzungsszenarien automatisierter Fahrzeuge vonnöten werden. Allgemein lässt sich das Thema automatisiertes Fahren als eine Jahrhundertaufgabe betrachten. Gleichwohl ist es richtig, weiter in diesem Gebiet voranzuschreiten. Denn schon heute sind viele Momente der Technologie sinnvoll integriert und versprechen einen großen Nutzen im Bereich der Verkehrssicherheit, Unfallminderung, Stauvermeidung sowie der Optimierung des CO₂-Ausstoßes. Aber auch in anderen Bereichen der Infrastruktur findet die Technologie vielversprechende Einsatzmöglichkeiten. So könnte mittels des autonomen Fahrens insbesondere das Problem des immer größeren Mangels an Lkw-Fahrern behoben werden. Dies stellt auch aus ökologischer und ökonomischer Sicht eine deutlich bessere Alternative im Vergleich zum Neubau von Güterzug-Infrastrukturen dar.