Reuter, Christian

Informatik, Frieden und Sicherheit, Vortrag am 15.11.2017

Mehr zur Person

Die Herausforderung:

Wenn es um die Bedeutung der Informationstechnologien für Frieden und Sicherheit geht, dann sieht es zunächst so aus, als ob sich Frieden und Sicherheit gegenseitig bedingen – und dabei wird leicht übersehen, dass sie sich leicht auch gegenseitig in die Quere kommen können.

Aus der Diskussion:

Das Fachgebiet „Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit“ ist vielleicht einzigartig in Deutschland, zumal es das große Thema aus der Perspektive der Informationstechnologien angeht – vielleicht, weil sie allen anderen Technologien gemeinsam sind und vielleicht weil sicherheitskritische Momente, aber auch ein vertrauensbildendes Monitoring und die Vernetzung aller beteiligter Akteure auf Informationstechnologien beruhen. Entsprechend facettenreich sind alle Ansätze, denen es nicht nur um Sicherheit im Sinne der Unangreifbarkeit oder defensiven Abschottung von technischen Systemen geht, sondern um den Frieden als ein Verhältnis zwischen Personen oder Staaten. Während es ein wesentliches Interesse ist, in jeder Art von Krisen-, Konflikt- oder Katastrophenlage zivilgesellschaftliche Kontinuität zu wahren und solidarisches Handeln zu ermöglichen, muss es auch darum gehen, dass der kriegerische Katastrophenfall gar nicht erst eintritt. Und während soziale Netzwerke derzeit viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, findet die Militarisierung des Cyberspace auch an weniger sichtbaren, darum nicht weniger wichtigen Orten statt. Und schließlich soll die an Frieden und Sicherheit ausgerichtete Forschung auch über Fachkreise hinaus in die Gesellschaft wirken. Alles zusammen würde ein einzelnes Lehrgebiet überfordern, weswegen Akzente gesetzt werden müssen. Betrachtet werden (a) soziale Medien und kollaborative Technologien in Konflikt- und Krisensituationen (z.B. zwischenstaatliche Konflikte in sozialen Medien, Social Bots, Fake News, Manipulation, Terrorismusbekämpfung), (b) IT zur Verhinderung und Austragung von Konflikten (z.B. Attribution, Cyberarms Control, Dual Use Problematik, IT for Peace) und (c) resiliente IT-basierte (kritische) Infrastrukturen (Digitalisierung in der Landwirtschaft, betriebliches Kontinuitätsmanagement, zivilgesellschaftliche Kontinuität und nationale Sicherheit).

Perspektiven:

Es geht um Wissenschaft und Technik für die Verwirklichung gesellschaftlicher Wertsetzungen. Dies ist ein Anliegen nicht nur einer Disziplin, sondern hat Leitbildfunktion für die ganze Universität – was zum Nachdenken über Friedens- und Konfliktforschung auffordert (am 10. Januar im akademischen Viertel).