Pelz, Peter

Fluidsystemtechnik, Vortrag am 13.6.2018

Mehr zur Person

Die Herausforderung:

Das Ingenieurwesen zielt auf Berechenbarkeit, die Industrieerfahrung zeigt, dass nicht alles berechenbar ist. Was nicht ist, kann noch werden?

Aus der Diskussion:

Vor 100 Jahren erklärte Max Weber, das Ziel moderner Wissenschaft und Technik sei, die Welt durch Berechnung beherrschbar zu machen. In Bezug auf diese Zielsetzung ergibt sich ein fruchtbares Wechselspiel von angewandter und grundlegender Forschung. So interessiert sich ein Auftraggeber für Wasserversorgungssysteme in Slums – und fördert Forschung, die erst einmal ermittelt, ob es feste Größenordnungen oder Skalen für Slums gibt. Das zunächst überraschende Ergebnis: Im Gegensatz zu Städten sind innerstädtische Slums auf der ganzen Welt ungefähr gleich groß. Erklärt werden kann dies als morphogenetische Strukturbildung, die jenseits eines ingenieurwissenschaftlichen Ansatzes soziologisch interpretiert werden muss. – Während Galileo tief in die Welt hineinschaute, um hinter den Erscheinungen eine mathematische Struktur nachzuweisen, schaut diese Forschung mustererkennend mittels Satellitenbildern auf die Erdoberfläche und sucht mit mathematischen Mitteln berechenbare Strukturen auf. Dafür muss sie das richtige Verhältnis von Detailgenauigkeit und Grobheit finden.

Perspektiven:

Es lohnt sich, daran zu erinnern: Nicht nur durch beliebige Komplexifizierung, auch durch Vergröberung von Modellen können Einsichten gewonnen werden. Was könnte Kieran Healy’s „Fuck Nuance“ (Sociological Theory 2017, Bd. 35:2 118–127) im Spektrum der Fachgebiete bedeuten?