Kümmerer, Burkhard

Mathematik, Vortrag am 21.11.2012

Mehr zur Person

Die Herausforderung:

Zahlen sind Sache der Mathematik, aber haftet die Mathematik auch für den Missbrauch der Zahlen?

Aus der Diskussion:

Was die Zahlen eigentlich sind und was sie bedeuten, darum drückt sich eine moderne Mathematik, die Form von Inhalt trennt. So gibt die mathematische Definition der Zahl nur die Regel an, der gehorchen muss, was eine Zahl sein will. Eine derartig formale Auffassung produziert ein distanziertes Verhältnis. Der gesellschaftliche Umgang mit Zahlen gerät dabei leicht aus dem Blick – Rangordnungen, Gewichtungen und Bewertungen aller Art – PISA, IQ und MIR-Modell. Der mathematische Blick auf einen nach Goldmedaillen geordneten Medaillenspiegel erkennt darin die absurde Annahme, dass auch eine unendliche Anzahl von Silbermedaillen keine Goldmedaille aufwiegen kann – gehört es zur Verantwortung des Mathematikers, dieses absurde Verständnis sportlicher Leistung aufzudecken und zu monieren? Dass hier die fachliche Kompetenz und nicht nur eine gute mathematische Allgemeinbildung gefragt ist, ergibt sich in natur- und technikwissenschaftlichen Forschungszusammenhängen. Wo Algorithmen in Instrumenten verbaut werden, arbeiten Zahlen auf eine Weise, die oft auch für die Forscher nicht mehr nachvollziehbar ist. Könnte selbst die Mathematik überfordert sein, hier noch Transparenz und kritische Umgangsweisen zu ermöglichen?

Perspektiven:

Insbesondere die hochschuldidaktischen Fragen bedürfen weiterer Diskussion. Den verantwortlichen Umgang mit Zahlen müssen alle lernen, die Tatbestände öffentlich darstellen wollen. Einerseits gibt es hier kein einfaches richtig oder falsch, andererseits müssen die getroffenen Entscheidungen und ihre Konsequenzen kritisch nachvollziehbar sein. Eine Aufgabe für weitere interdisziplinäre Gespräche.