Gutfleisch, Oliver

Materialwissenschaft, Vortrag am 5.12.2012

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Die Herausforderung:

Kann das Streben nach Effizienzsteigerung für Materialien in erneuerbaren Energien in Einklang gebracht werden mit einer nachhaltigen Verfügbarkeit der hierfür nötigen Gewürzmetalle, z. B. den Seltenen Erden in Magnetwerkstoffen?

Aus der Diskussion:

Um dieser Herausforderung zu begegnen, müssen viele, auch unterschiedliche Ansätze zusammenwirken. Eine Strategie heißt bessere Materialien, in denen der Anteil Seltener Erden reduziert ist. Eine andere heißt design for recycling, das die Rückholbarkeit Seltener Erden von vornherein in die Produktentwicklung integriert. Dann urban mining, hier werden Rohstoffe aus Produktionsabfällen, end-of-life Anwendungen und Deponien wiederverwendet. Aber es bedarf auch wirtschaftlicher Anreize für eine Güterabwägung, wonach wir eine niedrigere Performanz in Kauf nehmen könnten, wenn wir dafür ressourcenschonender verfahren können. Dem entsprechend interdisziplinär wird das Problem bearbeitet: Ökonomie, die Kulturwissenschaft mit ihren Stoffgeschichten, Elementgeographien in Raum und Zeit, natürlich Materialwissenschaft und Nanotechnologie und die Umweltwissenschaften. Aber bleibt von all dem unberührt, dass größere Effizienz bisher immer nur zu größerem Verbrauch geführt hat? Und können wir Prof. Julian Allwood folgen, der eine andere Effizienzvorstellung vertritt, wenn er zugespitzt fordert: „stop making new materials“? Oder sollten wir schlicht die Ressourceneffizienz und das Streben nach reduzierter Komplexität an den Beginn der Wertschöpfungskette der Materialentwicklung stellen?

Perspektiven:

Der Wissens- und Informationsbedarf ist längst nicht gestillt, sondern steht hier am Anfang. Die formulierte Herausforderung betrifft viele Forschungszweige, auch an der TUD. Was hieße es, diese Erkenntnis und z.B. das design for recycling in alle Forschungs- und Entwicklungsbereiche hineinzutragen? Eine Ringvorlesung im Sommersemester 2014 stellt die Frage allgemein, wie Wertvorstellungen und Vorsorgeprinzipien in den Entwicklungsprozess integriert werden können. Aber hoffentlich müssen wir auf die Fortführung der Diskussion so lange nicht warten.