Gerl, Jürgen

GSI/Gammaspektrosopie, Vortrag am 7.5.2014

Mehr zur Person

Die Herausforderung:

Auch Grundlagenforschung soll innovativ zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen. Bei der Übersetzung in den Anwendungszusammenhang werden die Forscher aber allein gelassen.

Aus der Diskussion:

Die Bundeswehr und die International Atomic Energy Agency haben Interesse und fördern die Gammaspektroskopie. Sie ist eine Art Kamera, die in den Erdboden hineinsehen und dort die Formen metallischer Gegenstände erkennen kann. Eine hi-tech Lösung vielleicht für das langsame und gefährliche Geschäft der Minensuche (siehe Seite 24 in dieser Ausgabe der hoch3). Aber kein Forscher kann die Anwendung seiner Techniken allein zur Nutzung bringen – dazu braucht es eines interdisziplinären Wissens, zum Beispiel um die gewachsenen Strukturen, die durch neue Technologien womöglich zerstört werden. Oder um lo-tech Alternativen. Wie hoch sollte die Frustrationstoleranz von Forschern sein, damit sie bei der Anwendung ihrer esoterischen Untersuchungen den einen gelegentlichen Treffer erzielen? Oder sollten sie als akademische Forscher den Anspruch ganz von sich weisen, überhaupt etwas bis zur Anwendung entwickeln zu können?

Perspektiven:

Die Geschichte von Gammaspektroskopie und ihrer Anwendung für die Landminendetektion verschafft Einblick in ein größeres Problem: Schlüsseltechnologien sollen die Lösung der allermeisten Probleme ermöglichen – aber dabei wird das Problem der gegenseitigen Anpassung von technischen Problemlösungsangeboten und gesellschaftlichen Erwartungen unterschätzt. Stattdessen wird die falsche Erwartung geschürt, dass die Probleme mit den Problemlösungen auch schon gelöst sind.