Buntkowsky, Gerd

Chemie, Vortrag am 1.6.2016

Mehr zur Person

Die Herausforderung:

Mit immer größerer Selbstverständlichkeit werden wissenschaftliche Leistungen gemessen. Dabei gilt aber immer noch zu klären, was die erhobenen Daten eigentlich bedeuten.

Aus der Diskussion:

Zum Ziele einer gerechten Auslese, lautet die Prüfungsaufgabe für Sie alle gleich: Klettern Sie auf den Baum!? In Hans Traxlers Cartoon wird diese Aufgabe einem Affen, einem Elefanten, einem Fisch gestellt. Entsteht ein ähnliches Bild, wenn Biologen, Chemiker, Elektroingenieure, Physiker und Philosophen nach der Anzahl der Publikationen oder Zitationen gemessen werden? Um diese Sorge auszuräumen, bedürfte es einer messtheoretischen Grundlegung, die die Szientrometrie nicht überzeugend liefert. Zum Beispiel – bedeutet eine doppelte Anzahl von Zitationen oder Drittmitteln auch die doppelte Qualität der wissenschaftlichen Leistung? Die hiermit verbundene Verzerrung ist als Matthäus Effekt bekannt: „Wer hat, dem wird gegeben“ heißt es, weil Reputation selbstverstärkend wirkt. Und wie immer, wo menschliche Leistung nicht nur gemessen, sondern bewertet wird: Die Messkriterien wirken sich auf das Verhalten aus und befördern in der Forschung beispielsweise die Favorisierung schnelllebiger Projektzusammenhänge statt langfristiger Problemorientierung.

Perspektiven:

Wer über disziplinenspezifische Qualitätskriterien nachdenkt, riskiert, dass diese außerhalb der Disziplin keine Wertschätzung erfahren. Dieses Dilemma sollte adressiert, ein Ausweg gefunden werden.