FiF-Forum 2015 Nano

Gegenwart einer Zukunftstechnologie

„Welche Spuren hat die Nanoforschung schon hinterlassen, wie hat sie die Forschungslandschaft verändert?“ „Welche Erwartungen hat die Forschung an ihre zukünftige Entwicklung?“ „Was bedeutet diese für die Gesellschaft?“ und „Was könnten wir besser machen?“

Dr. Christian J. Meier, Autor des Buches „Nano – Wie winzige Technik unser Leben verändert“ (Darmstadt 2014) führte in den Abend ein. Entlang der Fragen „Was steckt hinter den Technologien des 21. Jahrhunderts?“ und „Was ist heute möglich und was ist zukünftig zu erwarten?“ griff er das Thema auf.

Plakat zum FiF-Forum 2015 zum Thema Nanotechnologie

Impulsreferate aus den Bereichen Energie (Prof. Hahn), der Philosophie (Prof. Nordmann) und der Nanoelektronik (Prof. Schwalke) zeigten interdisziplinäre Aspekte der Thematik auf und stellten diese zur Diskussion.

Dr. David Eckensberger, Mitarbeiter der Hessen Trade & Invest GmbH und Projektleiter der Technologielinie Hessen-Nanotech, die für Hessen im Bereich Nano-Sicherheit mit Projekten zu Innovations- und Nachhaltigkeitsthematiken tätig ist, übernahm die Moderation an diesem Abend.

Nano – Gegenwart einer Zukunftstechnologie

Wenn von Nanotechnologie gesprochen wird, klingen oft – und nicht zuletzt in den Medien – die großen Versprechungen an eine neuartige Technologie mit an, die unser Leben revolutionär verändern soll. Dabei ist die Technik eigentlich schon längst in unserem Alltag angekommen und lässt unter anderem auch Ketchup leichter aus der Flasche fließen. Was aber ist Nano? Und welche Risiken und Chancen verbergen sich hinter dieser Technologie der kleinsten Partikel und brauchen wir sie wirklich auch in Ketchup-Flaschen, wenn wir noch nicht einmal die Zeit haben, mögliche Risiken abzuschätzen?

Nanotechnologische Forschung hat an der Technischen Universität Darmstadt eine lange Tradition. Seit 2005 gab es zahlreiche Aktivitäten, z. B. die Einrichtung eines „Nano-Büros“, eines Forschungsschwerpunkts „Nano-Technologie“ unter Beteiligung der Fachbereiche Chemie, Physik, Materialwissenschaften, Biologie und Elektro-/ Informationstechniken, Ringvorlesungen, Workshops und eine Reihe von interdisziplinären nationalen und internationalen Forschungsprojekten mit Beteiligung der Technischen Universität Darmstadt.

Nano auf dem Prüfstand – Zwischen Visionen und tatsächlichem Nutzen

Das vom Forum interdisziplinäre Forschung veranstaltete Diskussionsforum zum Thema Nanotechnologie setzte sich mit diesen und vielen anderen Fragen einer vor allem in die Zukunft gerichteten Technologie auseinander, die uns aber schon heute – bewusst oder nicht – in unterschiedlichsten Facetten begegnet. Diese Tatsache zeigte Dr. Christian J. Meier, Wissenschaftsjournalist und Autor des Buches „Wie winzige Technik unser Leben verändert“, an vielen Beispielen den ungefähr 50 Teilnehmern des Forums anschaulich auf. Er ermunterte das Publikum zu einem Diskurs von Chancen und Risiken der Nanotechnologien, um diesen nicht allein Expertenzirkeln zu überlassen, die häufig von Partikularinteressen dominiert würden.

Abgesehen von unseren Alltagsbegegnungen mit Nanoteilchen werden aber auch große Hoffnungen in die Entwicklung gesetzt, wenn beispielsweise visionär von Nanofähren gesprochen wird, die Medikamente gezielt zu kranken Zellen befördern sollen, ohne dabei gesunde Zellen zu schädigen. Ob aber tatsächlich aus den Zukunftsvisionen Realität wird, vermag die Forschung heute nicht sicher vorherzusagen; sie gibt sich zukunftsträchtig, was eine Vielzahl von Publikationen belegt. Vielversprechender sind gegenwärtig Errungenschaften in den Bereichen Energiegewinnung, -umwandlung und -speicherung, die Professor Horst Hahn (Gemeinschaftslabor Nanomaterialien der Universitäten Darmstadt und Karlsruhe) in seinem Impulsvortrag darstellte. Denn wenn die Anforderungen an das Energie-Netz zukünftig steigen und Ressourcen nicht ewig reichen werden, braucht es alternative Lösungen, die im Nano-Bereich gesucht werden. So ermöglicht der Einsatz von Nanotechnologien, bereits die Effizienz bestehender Energieversorgungssysteme zu erhöhen und Energieverluste zu verringern. Nanotechnologie bietet auch völlig neue Ansätze, um regenerative Energien besser zu nutzen.

Professor Udo Schwalke vom Institut für Halbleitertechnik und Nanoelektronik schilderte den Übergang der an seine Grenzen geratenen Miniaturisierung der Mikroelektronik zur Nanoelektronik, die wie kaum eine andere Technologie zuvor unseren Alltag grundlegend verändert hat: Social Media, Internet, Mobile Computing, SmartPhone, Digital-Audio und -Video sind heute selbstverständliche Begriffe und die Anwendungen der Nanoelektronik sind allgegenwärtig. Ein radikaler Durchbruch der Halbleitertechnik durch Kohlenstoffnanoröhren steht bevor, der leistungsfähigere, effizientere und kostengünstigere Transistoren sowie Supercomputer mit noch höherer Rechenleistung ermöglichen soll. Zukünftig werden wohl für die Realisierung innovativer neuronaler Computer – sinnbildlich gesprochen – lernende Nanodraht-Transistoren eingesetzt.

Wandelt Nano unsere Wissenschaftskultur?

Dieser Frage ging Professor Alfred Nordmann vom Institut für Philosophie nach.

Nanotechnologie hat die Erwartungen an Wissenschaft und Forschung verändert und beeinflusst das Kommunikationsverhalten sowie die Veröffentlichungspraxis in der Forschungslandschaft. Standards verändern sich, und Wissenschaftler sehen sich zunehmend in der Pflicht, ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren und den Dialog aufzunehmen. Das griechische „Nannos“ heißt erst einmal nichts anderes als Zwerg und bezeichnet daher eine ganz kleine Größendimension, die Forscher manchmal aber Großes versprechen lässt, gerade weil man jetzt mittels neuartiger Technik wie dem Rastersondenmikroskop auf kleinster Ebene operieren kann. Ein derartiges Mikroskop geht aber über das Sehen hinaus, indem es berührt, tastet und sogar Nanoteilchen verschiebt. Während man Wissenschaft als eine Überprüfung von aufgestellten Theorien ansehen kann, die von Technik demnach erst einmal getrennt ist, scheint bei der Nanotechnologie gerade die Verschmelzung von Natur und Technik stattzufinden. Wir versuchen nicht mehr primär, die Natur zu verstehen, sondern zu kontrollieren und können scheinbar auch gar nicht anders, als bei der Untersuchung von Nanoteilchen schon unmittelbar tastend einzugreifen und zu verändern, noch ehe wir verstanden haben.

Wandelt sich also die Forschungskultur hin zu einer technologischen Wissenschaft? Weiterhin wirft die Nanotechnologie sowohl die Frage nach der Regulation des Umgangs mit Nichtwissen und Unsicherheit, aber auch nach der Notwendigkeit nanotechnologischer Eingriffe auf.

Nanorhetorik versus Nanorealität – Perspektiven und Herausforderungen

Was uns die Nanotechnologie noch an großen Errungenschaften bringen wird und welche Versprechungen eingehalten werden, wird die Zukunft zeigen. Über Risiken der Nanotechnologie nachzudenken, ist sicherlich nicht falsch, vor allem sollte aber auch nicht leichtfertig überall Nanomaterial verwendet werden, wenn Nanoteilchen unter Umständen physikalisch ganz andere Eigenschaften aufweisen können als derselbe Stoff in einer anderen Größe oder Alternativen vorhanden sind. Und doch sollten zumindest in der Forschung an Universitäten Freiräume erhalten bleiben. Gegenwärtig sind sicher das Zusammenrücken der Forschergemeinschaft und die interdisziplinäre Zusammenarbeit hervorzuheben, die das Problemfeld Nanotechnologie notwendig gemacht hat. Man befindet sich ja gewissermaßen auf Entdeckungsreise in eine ganz neue Welt, und so sind alle Beteiligten vor neue Herausforderungen gestellt, weil sich die Nano-Welt schon durch den Größenmaßstab unserem direkten Zugriff entzieht. Neue Fragen stellen sich insbesondere hinsichtlich unseres Umgangs mit Nichtwissen und Unsicherheit. Wie gehen wir damit um, dass wir z.B. nicht wissen, was mit gebrauchten Nanopartikeln geschehen kann und welche Auswirkungen diese langfristig haben? Wünschenswert wären Diskussionen, die nicht nur bei der Entwicklung neuer Technologien stattfinden, sondern ihre Anwendung kontinuierlich begleiten.

Das durchgeführte Forum zeigte damit nachdrücklich auf, dass im Hinblick auf Nanotechnologie ein ausgeprägter Diskussions- und Reflexionsbedarf bei allen Beteiligten (Forschung, Politik, Wirtschaft etc.) besteht.

Der Studentische Filmkreis an der TU Darmstadt zeigte im Vorfeld der Veranstaltung am 21.01.2015 um 18.00 Uhr den Film „Transcendence“ im Audimax.

„…. Als Science-Fiction-Film spielt “Transcendence„ eine hochinteressante Frage durch: Was wäre, wenn ein der Menschheit wohl gesonnenes, nämlich mitfühlendes Super-Bewusstsein alle Intelligenz in sich integrieren, die Welt übernehmen und eine gute Herrschaft ausüben würde? Wäre das nicht wunderbar?

Keine Kriege mehr, keine Klimakatastrophe, keine Krankheiten. Tatsächlich entwickelt Will-PINN mit Hilfe futuristischer Nanotechnologien bald Verfahren, mit denen sich defekte Strukturen selbst reparieren und sogar auf höherem Niveau regenerieren können, ganz gleich ob von organischer oder anorganischer Beschaffenheit….“. ( Berliner Morgenpost Filmkritik „Transcendence“ Johnny Depp als Super-Hirn“ vom 22.04.2014)

Das 21. Jahrhundert ist ohne sie kaum noch vorstellbar: die Nanotechnologie. In überraschend vielen Produkten versteckt sich die winzige Technik inzwischen: Ob in der Sonnencreme, der kratzfesten Brille, PET-Flaschen oder dem Supercomputer. Auch in der Medizin und der Energietechnologie kommt das „Nano“ inzwischen zum Einsatz. Doch was ist „Nano“ überhaupt und wie positiv oder negativ verändert die neue Technik tatsächlich unser Leben und unsere Gesellschaft? Ein im Primus Verlag erscheinendes Buch informiert sachlich zum Thema und lädt den Leser dazu ein, sich unabhängig von verschiedenen Interessengruppen selbst ein Bild zu machen.

Fakten statt Lagerdebatte: „Nano. Wie winzige Technik unser Leben verändert“ von Christian Meier – Wer die Zukunft verstehen möchte, muss sich informieren

Nanotechnologie: Für die einen ist es die Technik der Zukunft, für die anderen ein gefährlicher und schädlicher Auswuchs im ständigen Streben nach Fortschritt. Ob Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Verbraucherschützer oder Medien, sie alle erklären uns, was „Nano“ ist und was wir davon zu er-hoffen oder zu befürchten haben. Dann herrscht also Klarheit? Keineswegs. Umfragen belegen, dass der Druchschnittsbürger herzlich wenig von der Technik weiß, die doch mittlerweile seinen Alltag auf verschiedenen Ebenen prägt. Weder die Lobeshymnen noch die Alarmmeldungen der unterschiedlichen Interessengruppen haben bisher dazu beigetragen, wirklich fundiert und vor allem differenziert über dieses aktuelle Thema aufzuklären – tatsächlich zielt die Lagerdebatte darauf auch gar nicht ab. Doch um die Chancen und Risiken der Nanotechnologie wirklich einschätzen zu können, sollte die Öffentlichkeit des 21. Jahrhunderts technologie-mündig sein. Christian Meier führt mit „Nano“ nun erstmals profund und kritisch in das komplexe Thema ein und hilft dem Leser seinen eigenen Standpunkt in der sonst nur von Interessengruppen geführten Debatte zu finden. Das Buch erscheint aktuell im Primus Verlag.

Nano ist nicht gleich Nano: Auch ein winziges Teilchen hat zwei Seiten

Eigentlich gibt es sie nicht, die Nanotechnologie. Denn „Nano“ bezeichnet lediglich eine Maßstabs-größe. Wer über Nanotechnologie redet, sieht sich mit einer enormen Bandbreite an verschiedenen Herstellungs- und Messverfahren, Materialien und Konsumprodukten konfrontiert, die bis auf das winzige Längenmaß nichts gemein haben. Nano ist also nicht gleich Nano und weder per se gut noch schlecht. Genau genommen ist es nicht mal etwas Neues: In der Evolution hat die Natur seit jeher mithilfe kleinster Bausteine die kniffligsten Probleme gemeistert: von der Transparenz unserer Augenhornhaut bis zur enormen Elastizität von Spinnenfäden. Die Nutzung der Nanotechnologie durch den Menschen führt uns indes in eine spannende Zukunft mit vielen Herausforderungen, in der sowohl enorme Chancen als auch Risiken lauern. Etwa, wenn künstlich hergestellte Nanopartikel natürliche Barrieren überwinden: wirken Medikamente dann zielgerichteter oder wirken sie auch dort, wo sie im Köper normalerweise gar nicht wirken sollten? Der Anwendungsbereich von Nanotechnologien wird immer breiter und es stellen sich noch viele Fragen. Höchste Zeit also für eine offene Diskussion ohne Lagerdenken und Schwarz-Weiß-Malerei.

Sachlich, differenziert und nah am Alltag: Eine Einladung zur Debatte

Allgemeinverständlich und sachlich erklärt der promovierte Physiker und Wissenschaftsjournalist Christian Meier, was unter Nanotechnologie zu verstehen ist. Denn wer mitreden will, muss sich informieren – gerade in Zeiten der fortschreitenden Technologisierung. Gleichberechtigt zeichnet Meier daher ein aktuelles wie realistisches Bild zu Chancen und Risiken der Nanotechnologie im Alltag und diskutiert auch ethische Fragestellungen, die sich in Gegenwart und Zukunft ergeben. Damit leistet er einen entscheidenden Beitrag zu einer offen geführten Debatte fernab der üblichen Interessengruppen, um den tatsächlichen Nutzen von Nanotechnologie in Zukunft zu optimieren und Gefahren möglichst auszuschließen. Ein Buch für alle, die mitreden und mitgestalten wollen!

Das Buch dazu:

Nano, Wie winzige Technik unser Leben verändert, 2014. Primus Verlag

Etwa 224 Seiten mit ca. 15 s/w-Abb.,

Reg, geb. mit SU

ISBN: 978-3-86312-036-8

EUR 24,95 [D]

Über den Autor:

Dr. Christian Meier, geb. 1968, ist promovierter Physiker und Wissenschaftsjournalist. Er schreibt unter anderem für Zeit online, Süddeutsche Zeitung, Bild der Wissenschaft, Neue Zürcher Zeitung, spektrumdirekt, Max-Planck-Forschung und andere Medien.

Bei Interesse lassen wir Ihnen gerne ein Rezensionsexemplar zukommen. Herr Dr. Meier steht auch für Interviewanfragen zur Verfügung – geben Sie uns hierzu einfach gerne jederzeit Bescheid!

Pressekontakt:

Verena Wagner

WBG Wissen verbindet

Hindenburgstraße 40 (Eingang Riedeselstr. 57)

D-64295 Darmstadt

Tel. +49 6151 3308 296

Fax:+49 6151 3308 208

E-mail:

20. und 21. November 2014 Bürger Treffen Experten : Nanotechnologie – Chancen, Risiken, Perspektiven

nanoTruck an der Elo

Nanotechnologie – Chancen, Risiken, Perspektiven

Womit beschäftigen sich Forscherinnen und Forscher in der Nanotechnologie?

Welche Entwicklungspotenziale bietet diese Schlüsseltechnologie?

Und wo kann man Nanotechnologie studieren?

Antworten auf diese und andere spannende Fragen zu einer der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts gibt es am Donnerstag und Freitag, 20. und 21. November 2014, an der Eleonorenschule im nanoTruck des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Über das Thema wird in verständlicher Form an der am Freitag stattfindenden Podiumsdiskussion „Bürger treffen Experten“ diskutiert.

Eleonorenschule, Julius-Reiber-Straße 1, 64293 Darmstadt

26. November 2014 : Zukunftsversprechen Chemie

Podiumsdiskussion im Rahmen der Reihe „DA stimmt die Chemie“

Wissenschaftler und Manager diskutieren über die Bedeutung der Chemie von morgen: Am 26. November ab 14 Uhr sprechen die Experten im Historischen Maschinenhaus der TU Darmstadt über Fragen wie: Was bringt uns die Chemie in Zukunft? Oder: Was wird ihr Anteil sein, wenn wir intelligente und interaktive Displays und organische Leuchtdioden nutzen?

Flyer (wird in neuem Tab geöffnet) zur Veranstaltungsreihe

Impressionen